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Kloster Beurig

Das ehemalige Franziskanerkloster in Beurig

Beurig ist heute ein Stadtteil von Saarburg in Rheinland-Pfalz. Das Kirchengebäude der katholischen Pfarrkirche Mariä Heimsuchung in Beurig ist der übrig gebliebene Rest des ehemaligen Klosters.  Das  Kirchengebäude der Pfarrkirche steht heute unter Denkmalschutz. 

     

Geschichte

Gnadenbild in der Wallfahrtskirche zu Beurig, Foto :Volker.Ramsloh, CC BY-SA 4.0

Der Legende nach wurde 1304 eine Marienstatue an einen Baum gelehnt gefunden. Um das Gnadenbild für die sogleich einsetzende Verehrung standesgemäß unterzubringen zu können wurde zunächst eine hölzerne Kapelle gebaut.

Für die Verehrung der »Madonna lactans« (stillende Madonna, als solche bei der Restaurierung 1955 wiederhergestellt) wurde aber bald für den Zustrom der Wallfahrer zu klein.

Der Erzbischof von Trier Johann von Baden ließ 1479 eine neue Kapelle aus Stein errichten.

Nach dem Besuch Kaiser Maximilians wurde diese unter Kurfürst Richard Greiffenklau vergrößert und als Seitenschiff in einen Neubau integriert. Diese wurde von den Erzbischöfen Johann III. von Metzenhausen und Richard von Greiffenklau von 1512 bis 1529 durch ein geräumiges Hauptschiff erweitert.

Kurfürst Lothar von Metternich übertrug die Wallfahrtsstätte der Kölner Franziskanerprovinz. Die Kölner Franziskanerprovinz richtete 1608 einen Konvent und errichteten zwischen 1614 und 1631 das Kloster »ad Beatam Mariam Virginem Miracolosam« (Übersetzung: Wunderbare Jungfrau Maria ?)

1695 wurde das Hauptschiff der Kirche um einen zweigeschossigen Mönchschor verlängert und damit mit dem Westflügel des Klosters verbunden.

Das Kloster wurde 1802 im Zuge der Säkularisation nach der Französischen Revolution aufgelöst.

Durch den Weggang des Patres verödete die Wallfahrt, die Klostergüter wurden 1811 von Franzosen öffentlich versteigert und teilweise abgebrochen. Die Kirche kam durch eine Schenkung Napoleons in den Besitz der Gemeinde Beurig und wurde Pfarrkirche.

Erhalten blieb neben der Kirche der Westflügel und ein an die Kirche angebauter kleiner Teil des ehemaligen Ostflügels.

Der Westflügel beherbergt nach einer Zeit als »Preußische Oberförsterei« nun das Pfarramt und einen Konvent der Salvatorianer. 

Durch den Weggang des Patres verödete die Wallfahrt.Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebte die Wallfahrt langsam wieder auf, gelangte aber erst in jüngster Zeit, besonders nach dem 2. Weltkrieg, zu neuer Blüte.

              

Das ehemalige Kloster

Vom ehemaligen Klostergebäude der Franziskaner war 1931 nur noch ein Trakt übrig. In diesem befand sich zur Klosterstraße hin das »Nennig Haus« und anschließend die »Forstmeisterei«. 

Der Süd- und Osttrakt des Klosters war bereits verschwunden (Bögen sind noch im Mauerwerk der alten Küsterwohnung erkennbar).

Die preußische Oberförsterei, welche  seit 1806 im Klostergebäude untergebracht war, zog 1931 in ihr neues Gebäude am Schadaller Weg um und bot ihren Flügel des Klostergebäudes zum Verkauf an.

Das Saargebiet war seit 1918 von Deutschland getrennt. Die jüdischen Brüder Ambach betrieben in Saarlouis eine Tabakfabrik mit über 150 Beschäftigten. Sie suchten nach einer Möglichkeit, ihre Fabrikation über die Grenze zu erweitern.

Das hörte auch der Pfarrer von Saarburg. Der Pfarrer von Sankt Laurentius, Dechant Berg, machte seinen Amtsbruder Michael Schmitz, Pfarrer u. Definitor (1915 - 1937) in Beurig, durch eine schriftliche Mitteilung vom 17.7.1932 aufmerksam:

»Eilt! Eben teilt mir Herr Kappes mit, der Jude stehe jetzt vor Abschluss des Kaufvertrages mit dem Forstfiskus...«

Er verweist auf mögliche Folgen (z.B. Lärm und Tabakgestank) für Pfarrkirche, Pastor und Gottesdienstbesucher.

Offensichtlich kam Bergs Warnung zu spät. Die Brüder Ambach erwarben die »Forstmeisterei« noch 1932 und richteten im alten Klostergebäude eine Tabakfabrik ein. Sie beförderten Rohtabak über die Grenze und ließen bis 1935 in der »Tubaksfabreck« in Beurig Zigarren, Zigarillos, Zigaretten und Tabak herstellen.

Hierzu wurden zwei große Röstöfen betrieben, welche eine Menge Tabaksqualm und -gestank verbreiteten. Die Warnung Bergs war also berechtigt. Andrerseits fanden zwischen 60 und 80 Leute (meist Mädchen und Frauen) Beschäftigung, und in die Kasse des Finanzamtes Saarburg flossen monatlich 20.000 Mark Betriebssteuern. 

Das Jahr 1935 brachte entscheidende Veränderungen. Durch die Eingliederung des Saargebietes am 1.3.1935 fiel die Grenze weg. Für die Firma Ambach verlor die Fabrikationsstätte Beurig damit ihre Attraktivität und Rentabilität, zumal auch die politische Bedrohung massiv zunahm.

Nach vielen Verhandlungen, welche nicht immer von Wohlwollen geprägt waren, verkaufte H. Ambach schließlich sein Anwesen.

Am 23.9.1935 wurde der Kaufvertrag in Saarlouis beim Notar Justizrat Dr. Carl Mathieu unter Register-Nr. 1499/1935 getätigt:

  • Als Verkäufer war erschienen Herr Fritz Ambach, Kaufmann zu Saarlouis, handelnd für sich und seinen Bruder Karl Ambach.
  • Als Käufer in Vertretung der römisch-katholischen Pfarrgemeinde Beurig: 
  1. der Vorsitzende Pfarrer Michael Schmitz, 
  2. Kirchenvorstandsmitglieder a) Johann Peter Tressel, b) Bernhard Reuter.
  • Der Kaufpreis betrug »18.000,- Reichsmark entsprechend dem Preise von 18.000 mal 0,35842 gr Feingold«".

Mehrere Indizien sprechen dafür, dass neben dem notariellen Kaufpreis 3.000,- Mark gezahlt worden sind, so dass die tatsächliche Kaufsumme 21.000,-Mark betragen hat.

Der Kaufabschluss verzögerte sich jedoch. Pastor Schmitz berichtet in der Chronik:

»Tags nach dem Act bei Notar Mathieu ging der Kirchenrechner Baumann der Sicherheit halber auf das Grundbuch-Büro und fand dort zu seinem Schrecken einen Antrag des Finanzamtes Saarburg auf Belastung des Klosters von 85.000,-Mark vorliegen.«

Wallfahrtskirche St. Marien, Foto: Rudolf Klein, BY-SA 3.0

Mit dieser Nachricht reisten mittags 25.9. der beiden Sendschöffen Tressel u. Reuter nach Saarlouis zum Notar, der sie beruhigte mit dem Hinweis darauf, »dass der Act erst perfekt werde, wenn die schriftl. staatliche Genehmigung vorgelegen habe.«

In den nächsten Tagen hatte der Pfarrer noch 2 Unterredungen mit dem Finanzamtmann Freiberger. Dieser erklärte dem Pfarrer folgendes: »H. Ambach zahlte an Betriebssteuer für die hiesige Filiale monatlich ca. 20.000,-Mark. Am 1. März d.J., nach Rückgliederung des Saargebietes, zahlte er jedoch nicht mehr, hielt aber den Betrieb noch bis 1. Juli hier aufrecht, also 4 Monate noch. Wir müssen Zahlung der Betriebssteuer nach hier verlangen (4 x 20.000,- = rund 85.000,-Mark)«

Demgegenüber behauptet H. Ambach, »…er habe seit dem 1. März die ganze Steuer an Saarlouis zu zahlen und auch bezahlt. Jetzt heißt es also abwarten, bis die beiden Finanzämter Saarburg und Saarlouis diesen Kompetenz-Konflikt ausgefochten haben...«

Endlich erhielt Pastor Schmitz grünes Licht:

»In der Woche vom 20. Oct ab begannen Bauunternehmer Lorth, Schreiner Kirsch, Anstreicher Engbrocks u. Installateur Maas mit den Reparaturarbeiten im alten Kloster...«

             

Beschreibung der ehemaligen Klosterkirche

Die spätgotische Hallenkirche hat ein Hauptschiff, das zusammen mit dem Chor fünf ›Joche‹ (französisch Travée, Achsabstand zwischen zwei Säulen oder Pfeilern genannt) umfasst. 

Das Seitenschiff, die ehemalige Gnadenkapelle, hat vier Joche, an der Stelle des fünften Joches steht der Turm. 

Die Mönchsempore ist mit dem ehemaligen Konventshaus verbunden und öffnet sich durch einen Triumphbogen zum Langhaus. Die Räume werden von spätgotischen Sterngewölben überspannt. Die Schlusssteine sind figürliche Darstellungen oder Wappen.

       

Ausstattung

  • Steinerner Gnadenaltar von 1622, dieser ist ein Hauptwerk des Johann Manternach. Büsten des Meisters und seiner Ehefrau stehen auf seitlichen Konsolen im unteren Altargeschoss.
  • Hölzernes Gnadenbild aus der Zeit um 1400, es wurde neu eingekleidet und gefasst.
  • Kriegerdenkmal von 1922 auf dem Vorplatz.


Quelle: wikipedia.org, kulturdb.de, irsch-saar.de