Großregion SaarLorLux
Website Thomas Abel

Die Fähre ›Sankta Maria‹

Foto: Denise Hastert

Bei Mosel-Km 206,08, ca. 100 Meter oberhalb der Sauermündung, verbindet die der Ortsgemeinde Oberbillig gehörende freifahrende Wagenfähre »SANKTA MARIA« mit dem gegenüber liegenden luxemburgischen Wasserbillig.
 
Seit Dezember 2017 ist die neue, weltweit erste voll-elektrische Elektro-Solar-Autofähre »Sankta Maria II« zwischen den beiden Orte beidseits der Mosel unterwegs.

Im Jahr 1963 hatte die Ortsgemeinde Oberbillig das Recht für den Fährbetrieb übernommen und 1965 das kürzlich ersetzte Fährschiff von der der Firma Schmidt Stahlbau, Moselkern, bauen lassen. Es war 23,00 Meter lang, 6,50 Meter breit und für 25 Tonnen Nutzlast, bzw. 50 Personen zugelassen.

Am 30. April 1966 war die feierliche Einweihung und am Folgetag, dem 1. Mai 1966, hat die »SANKTA MARIA« den Dienst aufgenommen.

Die Oberbilliger Fähre ist die oberste von nur noch zehn Moselfähren (davon sind sechs reine Personenfähren) auf der 242 Kilometer langen Flussstrecke von der Grenze zu Frankreich bei Apach/Perl/Schengen bis zur Mündung in den Rhein in Koblenz. 

1940 waren es noch 63 Fähren, welche die Mosel querten, davon waren 40 Wagenfähren mit Ponten für Wagen und Personen und 23 Nachenfähren nur für Personen.

Aus dem germanischer Wort »farjon« (für »hin- und herüberfahren«) über das althochdeutsche »farjan« entwickelte sich das heutige »Fähre«, womit oft sowohl die gesamte Anlage, als auch das Fährfahrzeug für sich allein bezeichnet wird. 

Das Recht, Fähren zu betreiben war, seit dem Mittelalter ein »Regal« (ein königliches also staatliches Recht), kraft dessen die Landesherrn Gemeinden oder Privatpersonen den Fährbetrieb gegen eine Gebühr verpachteten. Unterverpachtungen waren zugelassen und üblich. 

Von »pont«, das wiederum vom lateinischen »pons« → Brücke. bzw. »ponto« → Brückenschiff kommt, leitet sich das moselfränkische »Ponte« für das größere, prahmartige Fährschiff Prahm (mittelhochdeutsch prâm, Plural: Prahme oder Prähme) bezeichnet ursprünglich eine flache Fähre (Prahmfähre) zum Übersetzen von Menschen, Vieh und Wagen) zum Übersetzen von Fahrzeugen ab 

Die Ponten legten an steinernen, früher meist quer in den Fluss hinein gebauten Fährrampen an. Moselfränkisch heißen die Fähren: »Fahr, Foahr, Fuhr«, der Fährmann ist der »Ferjer« auch »Pontelier«, die Fährrampe ist der »Pontekopp« oder »Pontekaop«.  

Der Fährbetrieb zwischen den beiden Grenzgemeinden Oberbillig und Wasserbillig hat eine zweitausendjährige Tradition, denn bereits in der Römerzeit im zweiten Jahrhundert n. Chr. waren dort beachtliche Siedlungen. 

Die linksseitige im Mosel-Sauer-Dreieck gelegene Ansiedlung (Wasserbillig) war die größere. Sie war durch die über die Sauerbrücke führende Fernstraße mit den Städten »Augusta Treverorum« (Trier) und »Dividorum Mediomatricorum« (Metz) verbunden. 

Die rechtsseitige bäuerlichen Ansiedlung (Oberbillig) kann von Anfang an als ihr »Ableger« angesehen werden. Für diese Annahme spricht die Tatsache, dass Oberbillig seit dem Mittelalter bis 1816 gemeinsam mit Wasserbillig zur Gemeinde Mertert im Herzogtum Luxemburg gehörte. 

Wasserbillig ist nach wie vor ein Teil der »Commune de Mertert«. Oberbillig war auch kirchlich eine Filiale von Wasserbillig. Dort befand sich auch der gemeinsame Friedhof. Die alten »Oberbilliger« wie auch die »Wasserbilliger« mussten daher von jeher auch mit ihren Fuhrwerken häufig übersetzen, zum Beispiel um ihre Felder zu bewirtschaften, die hüben und drüben lagen.

                

Erste schriftliche Erwähnung

1424 wird eine Fähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig erstmalig schriftlich erwähnt in einer Beschwerde des Trierer Kurfürsten Otto von Ziegenhayn. 

Ausführlicher Schriftverkehr über die Fähre zwischen Wasserbillig und Oberbillig ist aus der napoleonischen Zeit erhalten, als die Orte zum Departement »Des Forêts« gehörten. 

Mehrere Wasserbilliger und Oberbilliger Bürger hatten eine Ponte bauen lassen, für deren Betrieb die Behörden Steuern verlangten, obwohl ein Gesetz aus dem Jahr sieben der Republik (1799) Fähren, die zu rein landwirtschaftlichen Zwecken dienten, ausdrücklich von Steuern befreit hatte. 

Ab 1816, nach der politischen Trennung, wurde die Fähre von der Gemeinde Mertert betrieben. Sie hatte die »Fährgerechtsame« vom Großherzogtum Luxemburg und vom Königreich Preußen gepachtet. Damals wie heute ist die Mosel ein Kondominium (gemeinsames Hoheitsgebiet), wie diese beiden Staaten in Grenzverträgen von 1815 und 1816 vereinbart hatten. 

Das Kondominium besteht auch heute noch fort, wobei auf deutscher Seite das Land Rheinland-Pfalz Rechtsnachfolger der untergegangenen Königreichs Preußen ist. 

Es ist daher nicht verwunderlich, dass der »Tarif, nach welchem das Überfahrtsgeld bei der Fahranstalt zu Wasserbillig zu erheben ist« von 1843 detaillierte Entgelte in preußischen Silbergroschen und Pfennigen nennt. 

in den 1920er Jahren

Ein weiterer Grund mag auch darin liegen, dass das Großherzogtum seit 1842 Mitglied des Deutschen Zollvereins war. Es waren meist Oberbilliger Schiffer, die den Fährbetrieb auf eigene Rechnung übernommen hatten.

Sie hatten auch die Ponte und die zugehörige Buchtnachen nebst Seilen, Ankern und Deibäumen zu stellen. Ein Nachen war an der Ponte für Notfälle befestigt. Mit einem weiteren Nachen, welcher frei gefahren werden konnte, wurden einzelne Personen und kleine Gruppen übergesetzt. 

Seit 1921 betrieb der Oberbilliger Schiffer Michel Zimmer die Fähre bis zu seinem Tod im Jahr 1942. Sein Nachfolger war sein Sohn Jakob, dessen Ponte mit den Nachen am 1. November 1944 von der zurück gehenden Deutschen Wehrmacht gesprengt wurde. 

1945, nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs lehnte es die großherzogliche Regierung ab, an der früheren Fährstelle erneut eine Zollstraße einzurichten. Der Fährmann Jakob Zimmer konnte daher nur unterhalb der Sauermündung eine Personenfähre mit einem Nachen betreiben, der gestakt oder gerudert wurde .

Foto: Marc Rykaert

Bald wurde dort ein neuer größerer Nachen am Hochseil an der »Schlauder« geführt. Das Hochseil war zwischen zwei abgespannten Holzmasten gespannt. 

Nach dem Ausbau der Mosel zur Großschifffahrtsstraße wurde 1963 der Staubetrieb aufgenommen und damit fehlte für den Gierbetrieb die notwendige Strömung. 

Der Fährbetrieb musste eingestellt werden und er ruhte bis Ende April 1966. Der Fährmann hatte auf sein Recht für den Fährbetrieb verzichtet und ein Dienstverhältnis als Schiffer beim Wasser- und Schifffahrtsamt Trier aufgenommen. 

Die politische Kälteperiode war auch vorbei, sodass die neue motorisierte Ponte »SANKTA MARIA« seit dem 1. Mai 1966 wieder an der alten Fährstelle fahren kann.    

Bisher hat die alte Fähre pro Jahr 143.000 Menschen, 65.800 Autos, 1.600 Motorräder und 20.000 Fahrräder transportiert. Sie ist für Autofahrer die einzige Möglichkeit, zwischen Trier und Wellen im Kreis Trier-Saarburg die Mosel zu überqueren. Im Frühjahr 2016 sorgte die »Sankta Maria« für Schlagzeilen - ihr Fährmann war während seines Dienstes an Bord der Fähre verstorben.   

     

»Sankta Maria« geht in Rente

Nach über 50 Jahren war die Ponte »Sankta Maria« in die Jahre gekommen und hat Ende des Jahres 2017 (fast) ausgedient.

Nachdem die Gremien der beiden Orte Oberbillig und Mertert-Wasserbillig die entsprechenden Beschlüsse gefasst hatten und die entsprechenden Mittel in Höhe von insgesamt 1,6 Mio Euro zur Verfügung standen (davon aus Mitteln des INTERREG V A Großregionen eine Förderung von rund 660.000 Euro), wurde der Planungsauftrag an das Schiffbau-Ingenieurbüro Buchloh in Unkel am Rhein vergeben.


Neue Fähre »Sankta Maria II«

Grafik: Schiffstechnik Buchloh GmbH & Co.KG

Gebaut wurde die neue Fähre dann in Stralsund an der Ostsee. In den beiden in der Hansestadt ansässigen Spezialfirmen Formstaal GmbH & Co. KG und Ostseestaal GmbH & Co. KG ist am Montag, den 03.04.2017, die weltweit erste vollelektrische Autofähre für Binnengewässer auf Kiel gelegt worden (d.h. wurde mit dem Bau begonnen)

Mit der Neubeschaffung einer modernen, Strombetriebenen Fähre werden jährlich rund 14.000 Liter Diesel eingespart und zusätzlich die Abgas- und Lärmimmissionen deutlich reduziert. Die Größe der neuen Fähre (6 Autos zzgl. Fahrräder und 45 Personen) ist im wesentlichen gleich  geblieben, da auch die neue Fähre von nur einer Person bedient werden soll. 

Das Schiff ist 28 Meter lang und rund 8,60 m breit. Es hat eine Tragfähigkeit von 25 t. Die Sankta Maria II ist 2,50 Meter breiter und fünf Meter länger als ihre Vorgängerin. 

Die weltweit erste vollelektrische Elektro-Solar-Autofähre wird von 4 Elektromotoren angetrieben. Das Schiff hat 15 Solarmodule an Bord, welche den notwendigen Strom an die Batterien mit einer Batteriekapazität von 252 Kilowattstunden (kWh) liefern. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Fähre wird bei 7 km/h liegen.

Die fertiggestellte Fähre wurde am 27.10.2017 in Stralsund auf ein Schiff verladen und Richtung Mosel verschifft, wo sie am 21.11.2017 ankommen sollte.  

Foto: swf.de

Neue Fähre wird in Dienst gestellt

Foto: Denise Hastert

Doch die Fähre kam nach ihrer rd. 1.300 km langen Reise mit der ORION 2 auf Binnenwasserstraßen bereits einige Tage vorher an und wurde bereits am 17. November 2017 von mit einem Kran entladen auf die Mosel gesetzt.

Nach der Schiffstaufe auf den Namen »SANKTA MARIA II« am 25. November in Oberbillig sollte die Fähre am 10. Dezember 2017  ihren planmäßigen Dienst antreten.

Kleinere technische Probleme machten jedoch zwischenzeitlich einen tageweisen »Kurzeinsatz« der »alten« Sankta Maria notwendig. Außerdem konnte an einigen Tagen wegen Hochwassers kein Fährbetrieb stattfinden. 

Mittlerweile verkehrt das Fährschiff »Sankta Maria II« entsprechend ihrem Fahrplan und die Obermosel ist um eine Attraktion reicher.