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Website Thomas Abel

Rodemack - ›La petite Carcassonne Lorraine‹ 

Der historische Ort Rodemack liegt im französischen Teil des Dreiländerercks Frankreich - Deutschland - Luxemburg, 6 km von der luxemburgischen und 20 km von der deutschen Grenze entfernt.

Umgeben von einer ca. 700 m langen, fast vollständig erhaltenen Stadtmauer mit einem Stadttor und 8 erhaltenen Wehrtürmen, wird er auch das »Kleine lothringische Carcassonne« genannt.

In Rodemack mit seinen engen Gassen und zahlreichen schönen Häusern des 18. Jahrhunderts scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Dank seiner gut erhaltenen historischen Architektur wurde der Ort 1987 in die Vereinigung der »Schönsten Dörfer Frankreichs« aufgenommen, die zur Zeit 157 Mitglieder zählt.

      

Geschichte

Rodemack war nachweislich schon in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt. Im 9. Jhdt. n.Chr. kam es vermutlich durch eine Schenkung Ludwigs des Frommen in den Besitz der Abtei von Fulda.

Aufgrund der großen Entfernung tauschte 907 der Abt Huoki von Fulda den Besitz von Rodemack gegen andere Ländereien mit dem Abt Reginas von Echternach in Luxemburg.

Lange vertrat ein Vogt die Interessen der Abtei von Echternach in Rodemack. Mit der Zeit traten jedoch die Herren von Rodemack, mächtige Vasallen der Grafen von Luxemburg, mehr und mehr in den Vordergrund und verdrängten die Abtei von Echternach zum Teil aus ihren Rechten.

Um 1190 errichtete Arnoux (Arnold) I. von Rodemack die erste Burg am Ort der heutigen Festung.

Die Herren von Rodemack nahmen sehr bald eine wichtige Stellung in der Grafschaft Luxemburg ein und waren häufig in Kämpfe mit ihren Nachbarn verwickelt. Ihr Grundbesitz wuchs stetig. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung reichten die Ländereinen fast bis nach Metz und umfasste Besitzungen in den heutigen Ländern Luxemburg, Deutschland und Belgien.

In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts jedoch führten ein hohes Lösegeld, das für die Freilassung Johanns III. gezahlt werden musste, sowie ein Bündnis mit dem König von Frankreich zum Niedergang der Herren von Rodemack.

1492 beschuldigte Maximilian von Österreich (der spätere Kaiser Maximilian I.) den letzten Herrn von Rodemack des Bruchs der Lehnstreue, konfiszierte seinen Besitz und übergab ihn dem Markgrafen von Baden, Christoph I.

Unter den neuen Herren begannen bald unruhige Zeiten für Rodemack.

1542 eroberte ein französisches Heer unter Charles d'Orléans und Claude de Guise die Festung, welche 1544 durch den Vertrag von Crépy wieder in den Besitz der Habsburger kam.

1552 wurde Rodemack erneut für einige Monate von den Franzosen besetzt.

1558 eroberte der Herzog François de Guise die Festung zum dritten Mal für Frankreich.  

Durch den Vertrag von Château-Cambrésis von 1559 fiel Rodemack an Spanien zurück.

1639, während des Dreißigjährigen Krieges, nahmen die Franzosen die Festung ein weiteres Mal ein, wurden jedoch durch den Vormarsch der Kaiserlichen unter Piccolomini (Octavio Piccolomini, auch Ottavio ,* 11. November 1599 in Florenz; † 11. August 1656 in Wien) wenig später zur Rückgabe gezwungen.

Seinen größten Schlachtenerfolg errang Piccolomini am 17. Juni 1639 bei Diedenhofen in Lothringen, wo er ein französisches Heer unter Maréchal Feuquières vernichtete. Für diesen Sieg in einer der letzten großen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges wurde er vom spanischen König Philipp IV. (als König von Neapel dieses Namens der III.) mit dem Herzogtum Amalfi belohnt und belehnt. 

Von 1643 - 1645 besetzten erneut französische Truppen Rodemack. Danach war die Festung wieder in spanischer Hand.

Auf der Konferenz von Metz 1662 weigerten sich die Spanier, Rodemack den Franzosen zu überlassen, die 1659 im Pyrenäenfrieden den Süden des Herzogtums Luxemburg mit Thionville erhalten hatten.

Foto: si-rodemack.weebly.com

Daraufhin eroberte Marschall de Créquy die Festung 1668 für Frankreich. Im Vertrag von Aachen 1668 wurde sie den Spaniern zugesprochen, die 1673 erneut von ihr Besitz nahmen, bis sie 1678 endgültig von den Franzosen vertrieben wurden.

Ab diesem Zeitpunkt war Rodemack de facto französisch, was erst 1769 im Vertrag von Versailles offiziell anerkannt wurde. Die Markgrafen von Baden hatten bereits 1685 dem französischen König den Treueid geleistet.

Nach 1678 blieb der Ort fürs erste von weiteren Kriegswirren verschont.

Erst die Französische Revolution brachte erneut größere Unruhen mit sich.

1790 brach ein verheerender Brand aus, dem u.a. 53 Häuser sowie zahlreiche Scheunen und Ställe zum Opfer fielen.

1792 marschierten österreichische und preußische Truppen unter dem Herzog von Braunschweig in Frankreich ein mit dem Ziel, die Monarchie wiederherzustellen. Dabei wurde auch die Festung von Rodemack belagert und für einige Zeit von österreichischen Truppen besetzt.

Ein letztes Mal wurde die Festung im Jahre 1815 durch preußische Truppen belagert, die sich trotz zahlenmäßiger Überlegenheit bald erfolglos und mit hohen Verlusten zurückziehen mussten. Die Verteidiger der Zitadelle standen übrigens unter dem Oberbefehl von General Hugo, Kommandant der Festung von Thionville und Vater des berühmten Schriftstellers Victor Hugo.               

Als am 20.11.1815 der 2. Pariser Frieden abgeschlossen wurde, hatten die Preußen ihre Niederlage vor Rodemack nicht vergessen; sie verlangten die Schleifung der Festung, welche einige Jahre später erfolgte.