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Kloster Wadgassen

Die Prämonstratenserabtei Wadgassen

Die Abtei St. Maria in Wadgassen war eine bedeutende Prämonstratenserabtei (Patrozinium: Maria) zwischen Völklingen und Saarlouis an der Mündung der Bist in die Saar. Die Abtei Wadgassen war das einzige Haus der Prämonstraten / Prämonstratenserinnen (→Weißer Kanonischer Orden von Prémontré) im Saarland. Gegründet jedoch wurde das Kloster Wadgassen als Augustinerchorherrenstift. Das 1135 gegründete  sogenannte Doppelkloster wurde gestiftet durch den Grafen Friedrich von Saarbrücken. Noch 1284 ist in Wadgassen der weibliche Ordenszweig bezeugt; danach ist von den Schwestern keine Rede mehr.

Die Abtei übte die Seelsorge in 57 Kirchen und Pfarreien aus; sie stand in dieser Hinsicht an der Spitze des ganzen Ordens. Sie unterhielt ein Studienkolleg in Trier. Zur Abtei gehörte auch die Propstei St. Peter in Merzig an der Saar. Die Abtei Wadgassen war sehr reich: Es gehörten (allerdings weit verstreut) über 200 Güter und Gehöfte dazu. 


ehem. Kloster Wadgassen, heute Deutsches Zeitungsmuseum, Foto: LoKiLeCh, CC BY-SA 3.0

     

Geschichte

Der Königshof Wadgassen (»Villa Wadegozzinga«) wurde erstmals am 19. September 902 als Ausstellungsort einer Urkunde des karolingische Königs Ludwigs des Kindes erwähnt. Diese Urkunde gilt als die erste nachweisbare schriftliche Erwähnung Wadgassens, wenngleich die Urkunde nur noch in Abschriften erhalten geblieben ist.

Kloster Wadgassen, Kupferstich von 1736

Im Jahr 1080 übergab König Heinrich IV. in einer in Mainz ausgestellten Urkunde seinem Getreuen Sigibert die Villa Wadgassen (»Villa Wuadegozzingen«) als Amtsgut bei dessen Bestellung zum Grafen im unteren Saargau.

Zwei von Sigiberts Söhnen besetzten als Geistliche hohe kirchliche Positionen, der Speyerer Bischof Bruno von Saarbrücken und der Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken. 

Beim Tod von Sigiberts Haupterben, Friedrich von Saarbrücken, vermachten im Jahr 1135 dessen Witwe Gisela (eine Enkelin des Grafen Dietmar von Selbold-Gelnhausen) und der gemeinsame Sohn Simon I. von Saarbrücken den Besitz Wadgassen der Kirche von Trier zur Gründung eines Augustinerchorherrenstiftes. 

In der Umgebung Wadgassens bestand spätestens seit dem Spätmittelalter ein ähnliches Stift ein Stück saaraufwärts in St. Arnual. 

Das Wadgasser Stift war der Jungfrau Maria geweiht. Ziel der Schenkung war, dass in dem neugegründeten Kloster Seelenmessen zur Rettung der Seele des verstorbenen Grafen und der Seelen seiner Vorfahren aus dem Fegefeuer gelesen werden sollten.

Der Trierer Erzbischof Albero von Montreuil (* um 1080; † 18. Januar 1152 in Koblenz) war Erzbischof von 1132 bis 1152) unterstellte das Kloster einer Vogtei, die bei den Grafen von Saarbrücken verblieb, und verlieh ihm das Predigt-, Tauf- und Begräbnisrecht sowie die freie Abtswahl.

Bis zur Vollendung einer neuen Klosterkirche nutzten die ersten Mönche unter ihrem Abt Wolfram die Wadgasser Nikolauskapelle, die inmitten eines Sumpfes auf einer Insel stand, der heutigen Gemarkung »Kapellenwies«. 

Diese Kapelle stand noch bis zum Jahr 1682, als die Franzosen die Steine zum Bau der Festung Saarlouis verwandten.

Forsthaus der Abtei Wadgassen in Bous

Am 2. Oktober 1137 weihte Erzbischof Albero die neuerbaute Konventskirche, die bis ins 14. Jahrhundert hinein als Grablege der Grafen von Saarbrücken diente. Ende des 15. Jahrhunderts wurden Kirche und Konventsgebäude weitgehend umgebaut.

Ursprünglich gehörte Wadgassen dem Reformkreis des Klosters Springiersbach (zwischen Bad Bertrich und Kröv) in der Eifel an. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts ist Wadgassen dann als Kloster des Prämonstratenserordens belegt. Der Orden ist ein Zusammenschluss selbstständiger Klöster (Kanonien) und wurde im Jahr 1120 von Norbert von Xanten in der Abtei Prémontré (nordwestlich von Reims), auf Fernbesitz der Abtei Prüm, gegründet.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Abtei Wadgassen zu einem geistig-kulturellen Zentrum der Region, dessen »Zirkarie Wadgassen« (Visitations- und Verwaltungsbezirk) von Oberlothringen über Süddeutschland bis zum Harz reichte. 

So ist zum Beispiel der »Wadgasserhof«, ein mittelalterliches Hospital mit angegliedertem Wirtschaftshof in Kaiserslautern, einer dieser ehemaligen Güter. Wie schon erwähnt, war die Abtei Wadgassen war sehr reich: Es gehörten (allerdings weit verstreut) über 200 Güter und Gehöfte dazu.                  

 

Kloster Wadgassen, Oberwürzbach und Ensheim

Auch im östlichen Saarland hatte das Kloster Besitz und Rechte. Die Geschichte des Dorfes Ensheim bei Saarbrücken ist eng mit dem Kloster Wadgassen verbunden. 1152 wurde dem Kloster ein Allodium (im mittelalterlichen Recht der persönliche Besitz, das Familienerbgut, im Gegensatz zum Lehen oder grundherrlichen Land)  bestätigt.

Grenzstein bei Ensheim, Grafik: oberwürzbach.de

Im benachbarten Würzbachtal liegen die Dörfer Oberwürzbach und Niederwürzbach. Im Jahr 1181 wird Oberwürzbach (wie auch das benachbarte Niederwürzbach) erstmals urkundlich erwähnt, und zwar durch eine Urkunde, die belegt, dass Abt Konrad von Hornbach die Besitzrechte in »Wercebach« an das Kloster Wadgassen veräußert.

Im Jahr 1276 erhielt Wadgassen im Rahmen einer Schenkung das Patronat der Kirche St. Peter in Ensheim und wenig später auch das Recht, die Pfarrei mit einem Klosterbruder zu besetzen.

Im Jahr 1435 erklären die Bewohner von Ensheim erstmals, dass der Klosterabt von Wadgassen ihr »oberster Herr« sei. 

Dennoch beginnen die Beziehungen zwischen den Wadgasser Mönchen und Ensheim schon viel früher. In Ensheim hatte beispielsweise das Kloster St. Martin-les-Glandes in Lubeln (heute: Longeville-lès-Saint-Avold) diverse Einkünfte, die später an das Kloster Wadgassen verkauft wurden.

Im 13. Jahrhundert erwarb Wadgassen auch noch die bei Ensheim gelegenen Weiler Reichenbrunn und Sengscheid sowie den kleinen und Großen Stiefel bei St. Ingbert. 

Erst im Jahre 1538 erwarb Wadgassen das endgültige und alleinige Eigentumsrecht über Ensheim von den Mönchen der Abtei Glandern. Damit war das Kloster Wadgassen bis zu seiner Auflösung 1792 alleiniger Grundherr in Ensheim. 

           

Abtei Wadgassen im ausgehenden Mittelalter

Detailansicht Altar Kirche Waldwisse

Die Abtei ist über lange Zeit geistiges, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Wadgasser Raumes und darüber hinaus der gesamten Region gewesen. 

Abt Michael Stein (*1697 - †1778) war in seinen mittleren Lebensjahren von 1743 bis zu seinem Tode 1778 Abt von Wadgassen. Der Sohn der Hebamme aus dem zur Abtei gehörigen Dorf Lisdorf hat Zeit seines Lebens die Wadgassischen Besitzungen und Einflussgebiete trotz großer Schwierigkeiten mit den Fürsten von Nassau-Saarbrücken erfolgreich vertreten. 

Im Jahr 1766 wurde die Abtei vom Territorium des Heiligen Römischen Reiches gelöst und dem Königreich Frankreich zugeschlagen. Wenige Jahre nach der Französischen Revolution wurde die Abtei im Jahr 1792 aufgegeben. Abt Bordier berichtete in einem in Bous ausgefertigten Akt vom 5. September 1792 über die Auflösung des Klosters.

Von Bous aus flohen die Mönche zunächst in ihre Propstei nach Ensheim. Hier mussten sie sich schließlich doch trennen. Die Ortsseelsorger des Klosters versorgten im Geheimen ihre Pfarreien weiter.

Abteihof Wadgassen, Foto: kulturschluessel-saar.de

Am 10. Oktober 1793 sendeten Abt Jean Baptiste Bordier (1784–1792) und Prokurator Schmidt Kaiser Franz II. eine Bittschrift in der Hoffnung, wieder in den Besitz des Klostergutes zu kommen.  

Am 30. Juli 1799 starb Bordier im Prämonstratenserkloster Strahov zu Prag, wo er sich seit dem Jahr 1796 aufgehalten hatte, und wurde auf dem Kirchhof von Kleinprag beerdigt.

Bordier hatte testamentarisch festgelegt, dass sein gesamtes Vermögen einer eventuellen Wiedergründung des Klosters Wadgassen dienen sollte oder, falls dies nicht am alten Ort möglich sei, eine Klosterneugründung außerhalb des französischen Einflussbereiches auf dem linken Rheinufer geschehen solle.

Bei einer französischen Besetzung des gesamten linksrheinischen Gebietes sollte das Geld unter die ehemaligen Wadgasser Klosterbrüder verteilt werden. Als Testamentsvollstrecker wurde der Strahover Abt Wenzeslaus Mayer eingesetzt.             

 

Foto: LoKiLeCh, CC BY-SA 3.0

Überreste des Klosters Wadgassen

Die Abtei Wadgassen wurde nach der Flucht der Mönche zum Steinbruch. Von dem einstmals mächtigen Hauptgebäudekomplex blieb nur der große »Abteihof« erhalten. Das  ehemaligen repräsentativen Verwaltungsgebäude der Abtei Wadgassen beherbergt heute das  Deutsche Zeitungsmuseum. 

Im Jahr 1843 eröffnete die Firma Villeroy & Boch auf dem Gelände eine Cristallerie. Heute befindet sich hier ein sogenanntes Factory-Outlet-Center. Wer jedoch genau hinsieht findet überall auf dem Werksarreal noch letzte Rest der ehemaligen Abtei. 

Reste der Grundmauern der Abtei

Gegenüber dem Erlebniszentrum liegt ein Parkplatz und - wenn man weitergeht - steht dort hinter einer Wiese eine unscheinbare Mauer. Auf der Rückseite dieser Mauer sieht man in der schmalen Gasse vor dem nächsten Haus die wuchtigen Sockelreste der ehemaligen Klosterkirche.

Auf den noch vorhandenen schweren Kellergewölben ist das letzte Gebäude in der am Erlebniszentrum beginnenden Häuserzeile im Firmengelände wieder aufgebaut (nahe der Saar). Die Fenstergewände und die Türumrahmung in rotem Sandstein sollen noch aus Klosterbauten stammen.      


Weiterhin findet man noch Relikte aus dem Kloster Wadgassen:

  • In Bous am Friedhof das Sockelrelief vom »Armen-Seelen-Kreuz«, um 1750 vom Kloster Wadgassen gestiftet.
  • Die barocke Kanzel in der Basilika St. Johann in Saarbrücken, gestiftet 1764 von Abt Michael Stein. 
  • Nach der Säkularisation des Wadgasser Klosters im Zuge der Französischen Revolution kamen nicht unbeträchtliche Teile eines der Hauptaltäre durch ein ehemaliges Klostermitglied 1829 in die Pfarrkirche zu Waldwiese (frz. ›Waldwisse‹) in Lothringen (etwa 10 km westlich von Merzig), wo er sich noch heute befindet.
  • Das angeblich aus dem Kloster Wadgassen stammende Tafelbild »Kreuzabnahme« von Januarius Zick und andere Ausstattungsstücke sind in der St. Nikolaus-Kirche in Sarreguemines/Saargemünd / F zu sehen. (siehe Bild unten)

Die Auflassung der Prämonstratenserabtei Wadgassen zog nach sich, dass besonders die Kunstgegenstände der Klosterkirche geplündert und in die umliegenden Orte verbracht wurden. 

Auf noch nicht geklärtem Weg kamen vier barocke Figuren, die vermutlich aus der Guldner-Werkstatt stammen, zusammen mit einem barocken Kruzifix und einer spätgotischen Figurengruppe »Mariæ Heimsuchung« nach Heusweiler (siehe Bild rechts) , welches ehemals durch Wadgasser Chorherren als Pfarrei betreut worden war. 

Das Marienpatrozinium der ehemaligen Abteikirche Wadgassen wird heute weitergeführt durch die in den Jahren 1880 bis 1882 errichtete neoromanische Wadgasser Pfarrkirche Mariä Heimsuchung (siehe Bild oben rechts).

        

Quellen: de.wikipedia.org, wadgassen.de, praemonstratenser.de, ensheim-saar.de, saar-lor-lux-alsace.de, www.wadegotia.info,